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Eva Kern - Medieninformatik · 16. Oktober 2013

Wissenschaft oder Wirtschaft?

Wie Linda schon erzählt hat, haben wir uns bei der diesjährigen Preisverleihung des Ideenwettbewerbs Rheinland-Pfalz, organisiert von der Fachhochschule Koblenz, wieder getroffen. Ich habe zwei Jahre vor Linda an der SMS Abi gemacht – und das ist jetzt schon mehr als sechs Jahre her! Kaum zu glauben. Diese Jahre sahen bei mir etwas anders aus als bei Linda und trotzdem lassen sich einige Gemeinsamkeiten erkennen, wie ihr gleich erfahren werdet.

Nun, was habe ich in den vergangenen Jahren gemacht? Nach meinem Abi habe ich an der Hochschule Trier (genauer Umwelt-Campus Birkenfeld, das ist ganz in der Nähe von Idar-Oberstein) Medieninformatik studiert. Hinter dem Informatik-Teil verbirgt sich all das, was man vielleicht schon mal in einem Informatikkurs an der Schule kennen gelernt hat (so ging es zumindest mir). Es wird natürlich auf alles viel intensiver eingegangen und dann das Ganze noch mit Projekten begleitet. Weil mir die reine Informatik zu trocken erschien, habe ich mich für Medieninformatik entschieden. Was übrigens bei uns- v.a. von den männlichen Kommilitonen ;) – auch manchmal als „Mädcheninformatik“ bezeichnet wird. Das kommt daher, dass das Studium einen kreativeren Teil, nämlich Computergrafik, Webprogrammierung, Film und 3D-Modellierung, hat. Dadurch gibt es mehr Studentinnen als in anderen Informatik-Studiengängen – nach dem Abschluss an der SMS war es anfangs aber doch eine Umstellung statt 100 % Mädels plötzlich mit max. 15% Frauen in einem Raum zu sitzen.

Ich habe zuerst meinen Bachelor gemacht und mich entschieden direkt meinen Master dran zu hängen. Mein Eintritt ins Berufsleben ging mit dem Start meines Masterstudiums einher. Durch den Bachelor als berufsqualifizierenden Abschluss konnte ich in Teilzeit direkt an der Hochschule anfangen zu arbeiten und zwar als sogenannte wissenschaftliche Mitarbeiterin. So wenig wie Linda sich vorstellen konnte mal Unternehmensgründerin zu sein, so wenig habe ich mich zu Beginn meines Studiums in der Wissenschaft gesehen. Aber, es macht wirklich Spaß! In unserem Forschungsprojekt mit dem Titel „Green Software Engineering“ haben wir uns darüber Gedanken gemacht, wie Software umweltfreundlicher gestaltet werden kann: Verbraucht Software Energie? Wie lässt sich der Energieverbrauch messen? Wie reduzieren? Wie können Kriterien für eine nachhaltige Softwareentwicklung aussehen? usw.


GreenSoft Team

Auch wenn Informatiker als „Kellerkinder“ bekannt sind (was sie nicht sind ;)), forscht man natürlich nicht allein vor sich hin. Wissenschaft bedeutet auch immer, dass die eigenen Ergebnisse anderen Wissenschaftlern vorgestellt werden, um gemeinsam zu diskutieren und auf neue Ideen zu kommen. Das geschieht in der Regel auf Konferenzen, mal national, oft international. Meinen ersten Vortrag auf einer Konferenz (in Polen) war vor zwei Jahren. Ihr könnt mir glauben, dass ich ganz schön aufgeregt war – Referate waren nie mein Ding. Und auch jetzt, einige Konferenzen später, bin ich noch vor jedem Vortrag nervös. Aber es ist immer wieder ein schönes Gefühl eigene Ergebnisse zu präsentieren oder auch zu erfahren, was die anderen so herausgefunden haben.

Die Forschung in meinem ersten Forschungsprojekt war viel Theorie (abgesehen von den Energieverbrauchsmessungen), d.h. Konzepte entwickeln usw. Mein neues Projekt, an dem ich seit Juli, nachdem ich meinen Master abgeschlossen hatte, mitarbeite, beinhaltet mehr praktische Arbeit: Um die Regionalentwicklung im Landkreis Birkenfeld voranzutreiben, entwickeln wir eine Online-Jobplattform für die Region. Damit sollen insbesondere kleine Unternehmen unterstützt werden. Auf der Plattform sind dann auch Praktikumsplätze, Ferienjobs und Angebote für Abschlussarbeiten zu finden, um so den Austausch zwischen Schülern, Studies und Unternehmen zu unterstützen. An sich also ein ähnliches Projekt wie das von Linda – nur mit einem regionalen Fokus statt der Familienfreundlichkeit. Aber, das schließt ja nicht aus, dass wir Erfahrungen austauschen – im Gegenteil. Wenn ich etwas gelernt habe in den vergangenen Jahren, dann, dass Networking nie schadet!

Neben all der Theorie kam mir eine „kreative Nebenbeschäftigung“ gerade recht, als mir mein Kommilitone Kai von seiner Idee des „ArtNet-DMX-Controller“ erzählte. Stellt euch mal folgendes Szenario vor: Eine Veranstaltung soll mittels professioneller Lichttechnik aufgewertet werden. Dazu ist es erforderlich neben den Lampen für den eigentlichen Lichteffekt eine Steuereinheit zu installieren. Während es bei großen Bühnenshows (Konzerte, Comedy, Fernsehproduktion, usw.) eigene Regieräume gibt, um die Lichttechnik zu steuern, ist bei Hochzeiten, Messebau oder Auftritten kleiner Bands oftmals kein bzw. wenig Raum vorhanden, um die Technik unterzubringen. Zudem hat ein Lichttechniker oft die Hürde zu überwinden die Lampen zu justieren (einstellen der Position und Helligkeit) bevor die Veranstaltung beginnen kann. Mit einer aktuellen, stationären Lösung ist es oft erforderlich, lange Wege zurückzulegen oder eine zweite Person hinzuzuziehen, bis alles richtig eingestellt ist.

Etwa diese Situation schilderte Tim, Maschinenbau-Student, der in der Veranstaltungstechnik arbeitet, seinem Bruder Kai, angewandter Informatiker. Kai hatte die Idee, die Lichtsteuerung über ein mobiles Gerät, einen Tablet-PC, zu realisieren. In der App-Programmierung hatte er bereits ein wenig Erfahrung und hat daher damit begonnen einen ersten Prototyp zu entwickeln. Da eine App nicht nur aus der Programmierung besteht, habe ich die Aufgaben im Design übernommen.


Preisverleihung Ideenwettbewerb

Mit unserer Idee, die für mehr Mobilität in der Lichtsteuerung sorgen soll, gewannen wir im Mai 2013 den 1. Preis in der Kategorie „IT und Multimedia“ beim Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz. Seit dem beschäftigen wir uns mit dem Thema „Gründung“ und „Selbstständigkeit“. Noch haben wir kein Unternehmen gegründet – Tim schließt im Moment sein Masterstudium in Siegen ab, Kai ist für ein Auslandssemester in Dänemark und ich arbeite im beschriebenen Forschungsprojekt. Unsere Idee bauen wir trotzdem weiter aus.

Neben der Weiterentwicklung der App ist zu deren Nutzung entsprechende Hardware notwendig. Daher wollen wir auch hier entsprechende Angebote entwickeln, erste Interessenten haben wir schon gefunden. Neben der Ausstattung umfasst unsere Geschäftsidee auch den individuellen Support, von Aufbau und Betrieb bis hin zu Schulungen.

Aktuell bewerben wir uns für ein Gründerstipendium, das die ersten Schritte einer Unternehmensgründung unterstützt. Wir werden sehen, ob unsere Bewerbung Erfolg hat. Personell sind wir sicherlich nicht allzu schlecht aufgestellt: Kai übernimmt die Software-Entwicklung, mit der Hardware kennt sich Tim aus und ich habe durch verschiedene Projekte und die Mitarbeit in der Öffentlichkeitsarbeit der Hochschule bereits einige Erfahrungen in Sachen PR, Social Media und Marketing sammeln können. Zunächst gilt es einen Businessplan zu erstellen, wobei wir sicherlich noch einiges Neue lernen werden. Aber alles Neue bringt ja auch immer eine Herausforderung mit sich. Wir sind gespannt, was uns noch alles erwartet – und halten euch darüber gerne auf dem Laufenden.


Poster Ideenwettbewerb

Bis wir eine Rückmeldung zu unserem Stipendiumsantrag bekommen, werde ich im nächsten Semester zum ersten Mal eine Vorlesung geben. Thema: Projektmanagement. Das passt auf jeden Fall gut zur Idee sich selbstständig zu machen. Daneben arbeite ich in Teilzeit weiter in der Regionalentwicklung mit Hilfe von IT und bereite außerdem meine Promotion vor.

Wie ihr seht, kann ich Linda nur zustimmen: traut euch und macht es einfach! Denn: es kommt, wie es kommt :-) Eins ergibt das andere und am Ende landet man da, wo man sich selbst nie gesehen hat… Wichtig ist, dass ihr einen Weg findet, der euch vor allem Spaß macht. Dann ist es auch nicht mehr so wichtig, wenn der Weg vielleicht nicht immer geradeaus auf das eine Ziel zuläuft. Auch ich weiß noch nicht, wo ich in paar Jahren stehen werde. Weiterhin in der Wissenschaft und an der Hochschule? Vollzeit-Geschäftsführerin so wie Linda? Oder gar beides? Wie sagte vor kurzem noch mein Kollege zu mir: „Als Medieninformatiker haben wir immer die Möglichkeit nebenbei als Freelancer (freier Mitarbeiter) zu arbeiten!“ Da sollte auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf möglich sein.

Welchen Weg auch immer ihr einschlagt, ich wünsche euch viel Erfolg und vor allem Spaß dabei!

Eva
kern-eva(ät)gmx.de


Umwelt-Campus Birkenfeld

 


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