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Schüler im Chefsessel: bei der Firma Nolte Werkzeugbau GmbH · 6. Juni 2017

„Mit dem Projekt ‚Schüler im Chefsessel‘, das bereits 1980 von unserem Verband ins Leben gerufen wurde, wollen DIE JUNGEN UNTERNEHMER eine Brücke zwischen Schule und Wirtschaft bauen und Schülern ein realistisches Bild des Unternehmerberufs vermitteln.“ (https://www.junge-unternehmer.eu/aktionen/schueler-im-chefsessel.html, Stand: 30.04.2017, 17:59)

Mein Name ist Lara Sch., ich bin 17 Jahre alt und besuche die zwölfte Klasse der Schönstätter Marienschule in Vallendar. Als in unserer Stufe Werbung für das Projekt „Schüler im Chefsessel“ gemacht wurde, war ich direkt Feuer und Flamme und meldete mich zeitnah bei unserer Oberstufenleiterin an. Ich hatte bereits vernommen wie Teilnehmer aus dem letzten Jahr von den Erfahrungen, die sie an diesem Tag gesammelt hatten, geschwärmt haben und wollte mir die Chance, dieses Jahr selbst dabei zu sein, auf keinen Fall entgehen lassen. Von diesem Tag versprach ich mir, neue Perspektiven in Bezug auf meinen zukünftigen Berufsweg zu sammeln und mir ein konkreteres Bild darüber zu schaffen, was hinter dem Begriff „Selbstständigkeit“ steckt. Persönlich gehöre ich nämlich zu der Gruppe Schüler, die sich noch im Unklaren darüber sind, welchen Weg sie nach dem Abitur einschlagen wollen. Ob dieser Weg mich eines Tages vielleicht in die Selbstständigkeit führen würde, wollte ich mithilfe dieses Tages herausfinden.

Nachdem die Namen der Unternehmen, die an diesem Projekt teilnehmen, feststanden, wurde ich der Firma „Nolte Werkzeugbau GmbH“ zugeteilt. Bereits im Vorfeld hatte ich mich mit Herrn Thomas Nolte per E-Mail in Verbindung gesetzt, um herauszufinden an welchem Tag der 17. Kalenderwoche unser Treffen stattfinden sollte. Wir einigten uns auf Mittwoch, den 26.04.2017 an dem ich mich um 7:30 am Sitz des Unternehmens in der Ernst-Abbe-Straße in Mendig einfinden sollte. Mit großer Aufregung fieberte ich der Person entgegen, die sich hinter dem Chef des Unternehmens verbergen sollte. Die Bandbreite reichte von einem streng formell auftretenden Anzugträger bis hin zu einem lockeren, Scherze machenden Turnschuhliebhaber. Als sich Thomas Nolte mir dann mit einem selbstsicheren Händedruck und einer lockeren freundlichen Begrüßung vorstellte, fühlte ich mich sofort sehr herzlich aufgenommen. Unser erster Weg führte uns in den Verwaltungsbau des Unternehmens und dort in das Büro, welches sich Herr Nolte mit seinem Vater teilt.

Kurz darauf wurde ich durch den Junior-Chef in die Geschichte des Unternehmens eingeführt. Das 1999 von Wilfried Nolte gegründete Familienunternehmen spezialisiert sich auf die Herstellung von Entgratschnitten, welche für die Automobilindustrie verwendet werden. Zu den Kunden des Unternehmens gehören namhafte Betriebe wie BMW, Daimler oder VW. Die Nolte Werkzeugbau GmbH zählt zu den drei Spitzenreitern in ihrer Branche und bekommt Aufträge sowohl aus Deutschland wie auch aus dem naheliegenden Ausland. In der Geschäftsleitung des Unternehmens sind neben Herrn Wilfried Nolte auch seine beiden Söhne Matthias und Thomas tätig.

Im Anschluss an diese kurze Information machte Herr Nolte für sich und mich zunächst einmal einen Tee. Ich hatte nicht erwartet, dass der Tag eines Unternehmers so entspannt anfangen kann. Daraufhin begaben wir uns auf eine Führung durch den Gebäudekomplex. Unser kleiner Rundgang begann in der Produktionshalle des Unternehmens. Dort wurde ich grob in den Ablauf der Produktion eingeführt und bekam die Mitarbeiter zu Gesicht, die für die Bedienung der für die Produktion notwendigen Maschinen zuständig sind. Danach gingen wir in das angrenzende Verwaltungsgebäude zurück, wo mir die Angestellten vorgestellt wurden, die eigens für die Programmierung der Maschinen zuständig sind. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Vorstellung, wie viel genaue Programmierungen einer Maschine notwendig sind, um einen sicheren und technisch korrekten Ablauf einer solchen zu gewährleisten. Die Tatsache, dass neben den Arbeitern zum Bedienen der Maschinen auch noch Maschinenprogrammierer benötigt werden, ließ mich in ganz neuen Dimensionen denken. Unser Rundgang endete im Büro der Angestellten, die dafür zuständig sind, die vom Kunden gewünschten Objekte zu bearbeiten. Das bedeutet, jene Wünsche in eine korrekte Grafik zu bringen und für die Herstellung in den Maschinen zu programmieren. In diesem Büro befindet sich auch der Arbeitsplatz von Herrn Matthias Nolte, der sich um die Betreuung der Auszubildenden kümmert.

Zurück im Büro von Thomas Nolte wartete dort bereits seine Sekretärin mit einigen Fragen. Nachdem diese geklärt waren, befassten wir uns mit dem täglichen Prüfen und Erstellen von Angeboten. Für mich persönlich gestaltete sich diese Aufgabe als die Spannendste des Tages. Hier konnte ich nämlich einmal persönlich miterleben, wie viele Überlegungen und Berechnungen hinter einem Angebot stecken, bis es später einmal dem Kunden zugestellt werden kann. Die Tatsache wie viel Arbeit das tatsächlich ist, beeindruckte mich sehr. In eine extra zur Angebotserstellung angelegten und programmierten Exel-Tabelle wurden sowohl die im Voraus kalkulierten Arbeitszeiten an dem Artikel als auch die Materialkosten für diesen eingetragen. Der Chef erklärt mir, dass diese Tabelle so programmiert ist, dass sie bei Eingabe von zum Beispiel bestimmten Materialien deren Preis weiß und diesen verwenden kann, um den Gesamtpreis des Produktes am Ende festzustellen. Hier war ich nochmals verwundert, dass von Summen im fast sechsstelligen Bereich nur zehn Prozent an das Unternehmen gehen, von dem Rest werden Transport, Materialkosten und Verschleiß an den Maschinen gedeckt. Im weiteren Verlauf des Tages wurde Herr Nolte immer wieder um Antwort auf Fragen der Arbeiter gebeten, wofür er oftmals sein Büro verlassen musste, um sich das Problem vor Ort ansehen zu können. Er selbst wies mich darauf hin, dass dieser Teil seiner Arbeit als Chef unglaublich wichtig ist, um ein gutes Arbeitsklima zu garantieren. Seine Mitarbeiter sollen keine Angst davor haben, mit ihren Fragen zu ihrem Arbeitgeber zu kommen. Außerdem drückt der regelmäßige Kontakt mit allen seinen Mitarbeitern aus, dass in seinen Augen alle seine Arbeiter gleich wichtig für den Erfolg des Unternehmens sind und niemand eine herausragende Stellung einnimmt. Was mich sehr positiv gestimmt hat, war die Tatsache, dass sich alle Mitarbeiter untereinander geduzt haben, so dass sich mir ein sehr vertraut wirkendes Umfeld offenbart hat. Thomas Nolte erzählte mir, seine Arbeit als Chef funktioniere umso besser, weil er selbst viel praktische Erfahrung besitze, da er sich nach der Schule für eine Ausbildung entschieden hatte. Mit den Inhalten seiner Ausbildung verdient er heute seinen Lebensunterhalt und kann somit bei auftretenden Problemen auf das Wissen aus seiner Lehrzeit zurückgreifen.
Ich muss zugeben, dass Herr Nolte mein Bild eines mit „seiner Arbeit verheirateten Chefs“ komplett gelöscht hat. Er konnte nämlich auf meine Frage, ob ihm überhaupt Zeit für Urlaub bliebe, nur mit einem vollkommen breiten Lächeln und einem „Natürlich“ antworten. Sofort fiel Herr Nolte in Schwärmereien von seinen Reisen in weit entfernte Länder, während derer er gerne auch mal drei Wochen am Stück weg ist und nichts von seiner Arbeit hören möchte. An diesem Punkt gab er mir viele Anregungen, wo ich selbst einmal hin Verreisen kann und fragte mich sogar nach meinen liebsten Reisezielen. Dass eine so entspannte Unterhaltung mit einem Firmenchef während seiner Arbeitszeit möglich ist, hätte ich mir nicht mal im Traum ausgemalt, aber hier kam mir die Erkenntnis, dass ein Chef eben auch nur ein Mensch ist, der gerne noch für andere Sachen als allein seine Arbeit lebt. An dieser Stelle wies mich Thomas Nolte aber darauf hin, dass er sich diese langen Urlaube auch nur erlauben kann, da er auch noch seinen Vater und Bruder in der Geschäftsleitung als Partner hat. Sein Tipp an mich an dieser Stelle war, sollte ich jemals ein Unternehmen gründen, sollte ich dies immer in Partnerschaft tun, da so alle Arbeit geteilt werden kann. All meine weiteren neugierigen Fragen wurden von Herr Nolte sehr umfangreich beantwortet. So schilderte er mir ausgiebig, wie seine Freizeit nach der Arbeit aussieht und wie wichtig es für ihn ist, Beschäftigungen zu haben bei denen er seinen Kopf komplett ausschalten kann und sich von seiner Arbeit lösen kann. Er ist nämlich der festen Überzeugung, dass man sich ständig im Stress fühlt, wenn man sich in seiner Freizeit nicht von der Arbeit lösen kann. Ebenso merkte er an, dass seine Lehrzeit ihm dabei geholfen hat zu lernen, heute auch mal zu einem Kunden „Nein“ zu sagen, wenn schon genug Arbeit da ist. Er teilte mit mir seine Meinung, dass diese auch mal warten können und sollte ein Kunde dies nicht akzeptieren, sei es besser mit diesem nicht zusammen zu arbeiten.
Ich kann zur Resonanz des Tages sagen, dass Herr Nolte mir ein komplett anderes Bild geboten hat, das ich eigentlich erwartet habe. Entgegen meinen Erwartungen hat er sich nicht als ein strenger Geschäftsmann, der nur förmlich gegenüber seinen Mitarbeitern auftritt und seine Arbeit über alles stellt, entpuppt. Mir wurde gezeigt, wie man Arbeit und Privatleben perfekt kombinieren kann und wie wichtig ein freundliches und vertrautes Arbeitsklima ist. Dieser Tag hat mir geholfen, dem Wort „Selbstständigkeit“ eine Definition zu geben und mich von dem Begriff nicht mehr einschüchtern zu lassen. Ich habe sowohl Vor- als auch Nachteile der Selbstständigkeit kennengelernt und kann als mein persönliches Fazit ziehen, dass es für mich durchaus eine Möglichkeit sein kann, später mal ein eigenes Unternehmen zu gründen. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass nicht jeder Betrieb ein so familiäres Arbeitsklima besitzt und nicht jeder Chef einen derart vertrauten Kontakt mit seinen Mitarbeitern hat, aber sollte ich später wirklich einmal einen Weg in Richtung Selbständigkeit einschlagen, dann werde ich mich an dem Bild eines Unternehmens und vor allem dem eines Unternehmers wie Herrn Nolte orientieren. Den genauen Plan, in welchen Bereich mich mein späterer Berufsweg verschlagen wird, habe ich zwar immer noch nicht gefunden, doch wurde mir durch diesen Tag gezeigt, dass es auch durchaus eine Möglichkeit ist, eines Tages mein eigener Chef zu sein.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal Herrn Thomas Nolte und seinem gesamten Unternehmen für diesen anschaulichen und lehrreichen Tag danken. Ich habe mich sehr gefreut, dass sie mir die Möglichkeit gegeben haben, einen Tag lang ihr Leben als Firmenchef mitzuerleben, so dass ich mich am Ende des Tages „Schüler im Chefsessel“ nennen konnte.

Lara Sch.

 



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