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Faszination der Irritation · 13. April 2013

Besuch und Nachbesprechung der Aufführung von Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“ im Stadttheater Koblenz

Schülerinnen der MSS 12 berichten:

„Das Theaterstück handelt von drei scheinbar verrückt gewordenen Physikern, die friedlich in einer psychiatrischen Anstalt leben, bis plötzlich innerhalb kürzester Zeit drei Krankenschwestern ermordet werden. Die Geschichte spitzt sich zu, als die Zuschauer erkennen, dass keiner der drei Patienten wirklich geisteskrank ist, sondern zwei von ihnen, die sich als Newton und Einstein ausgeben, Agenten sind, die sich in die Anstalt eingeschleust haben, um den dritten Physiker, den weltberühmten und genialen Möbius, für ihre jeweiligen Geheimdienste, zu gewinnen. Möbius hatte eine Entdeckung gemacht, die, wenn sie in die falschen Hände gerät, die Menschheit zu vernichten droht. Er verbrennt seine Forschungsergebnisse und hofft, die Welt damit vor Unheil zu retten. Aus Verantwortungsbewusstsein beschließen die drei Physiker, auch den Rest ihres Lebens in der geschlossenen Anstalt zu verbringen.
Da nach Dürrenmatt eine Geschichte erst dann zu Ende gedacht ist, wenn sie ihre schlimmstmögliche Wendung genommen hat, und gemäß seiner Aussage: ‚Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall (zu) treffen’, kommt heraus, dass die Leiterin der Nervenklinik, Fräulein Doktor von Zahnd, die einzige wirkliche Verrückte ist. Sie hat heimlich Möbius’ Forschungsunterlagen kopiert und ist im Begriff, die Weltherrschaft zu ergreifen.“ (V. M.)

“Nachdem wir, der 12er Deutsch-Leistungskurs von Schw. Theodore, am 19.03.2013 die Aufführung von Dürrenmatts Komödie „Die Physiker“ im Koblenzer Theater besucht hatten, blieben viele Fragen offen. Wir hatten das Stück vorher nicht gelesen und kannten die dramaturgischen Hintergründe nicht. So verließen wir diskutierend das Theater und verabschiedeten uns noch am selben Abend in die Ferien. Am 09.03.2013, drei Wochen nach der Aufführung, sollten unsere Fragen in einem Nachgespräch geklärt werden. Dazu besuchte uns Frau Anne Riecke, die Dramaturgin und leitende Theaterpädagogin des Koblenzer Theaters, in der Marienschule.“ (J. T.)

„Vor deren Ankunft konnte man die Spannung spüren. Jeder fragte sich, wie Anne Riecke ist, wie sie aussieht, was sie mit uns macht. Reden wir einfach nur? Wird Wissen abgefragt? Oder müssen wir Elemente aus dem Drama nachspielen? Wir saßen in einem kleinen, ungezwungenen Kreis, es war kein Frontalunterricht, das merkten wir sofort; ebenso dass Anne Riecke total nett, offen und nicht bewertend war. Die Atmosphäre war von Anfang an sehr entspannt.“ (K. B.)

„Wir begannen mit einer ‚Blitzlichtrunde’: Jede nannte die Szene, die ihr am meisten in Erinnerung geblieben ist“ (J.T) „und beschrieb, was sie daran bemerkenswert, befremdend oder einfach nur störend empfunden hatte.” (H. B.)

„Frau Riecke war überrascht, wie viele Eindrücke nach 2 ½ Wochen Ferien zusammenkamen. Viele Fragen waren für uns noch unbeantwortet geblieben – ganz nach Dürrenmatts Vorstellung: „Die Komödie ist eine Mausefalle, in die das Publikum immer wieder gerät und immer noch geraten wird.“ (J. T.)

„Es war ziemlich interessant, mit einer Person zu reden, die Hintergrundinformationen dazu besitzt. Schließlich hat Frau Riecke die Proben von Anfang an mitverfolgt. So erfuhren wir, warum dieses oder jenes Element auf diese oder jene Art und Weise gespielt wurde und was sich die Regisseurin Olga Wildgruber dabei gedacht hat.” (K. B.)

„Die Koblenzer Theateraufführung beginnt und endet mit einer Flamenco-Tanzszene der Anstaltsleiterin Frl. Dr. v. Zahnd, und auch während des Stückes finden sich bei fast allen Beteiligten immer wieder Elemente dieses Tanzes wieder. Wie Frau Riecke erklärte, hängt bei den jeweiligen Personen der Beherrschungsgrad des Flamencos damit zusammen, wie lange sie bereits in der Anstalt sind. Oftmals wirken diese Gesten befremdlich für das Publikum und förderm so eine gewisse Distanz zu den vermeintlich Verrückten. Uns stellte sich die Frage: Warum Flamenco? Als Antwort hierauf erklärte die Dramaturgin schmunzelnd, dass dies eine spontane Idee der Regisseurin gewesen sei, die kurze Zeit vorher einen Flamenco-Kurs besucht und einfach Gefallen an diesem Tanz gefunden hatte.“ (V. M.)

„Auch auf das Bühnenbild kam die Theaterpädagogin ausführlich zu sprechen. Um den Kurs selber herausfinden zu lassen, was die Intention des Bühnenbildners gewesen sein könnte, stellte Frau Riecke viele Fragen zu den Bühnenelementen und letztendlich entschlüsselten die Schülerinnen selber die ungewöhnliche und auf den ersten Blick vielleicht unpassende Bühnengestaltung.“ (V. L.)

„In das Bühnenbild waren widersprüchliche, perspektivisch verzerrende Elemente eingebaut, die die Paradoxien der Handlung visualisieren sollen. Der Zuschauer kann somit alles aus Distanz beobachten. Wir als Zuschauer sollen den nötigen emotionalen Abstand haben, um die Handlung kritisch zu betrachten und uns nicht zu sehr mit den Figuren zu identifizieren.” (A. K.)

„Die Klinik sollte laut Dürrenmatts Vorstellungen vornehm wirken, wird sie doch von den Bewohnern teuer bezahlt. Die hintere Wand des Bühnenbildes im Theater Koblenz war dann auch prachtvoll angemalt, z.B. mit riesigen Kronleuchtern, Stuck und anderen Verzierungen. Jedoch wurde diese Eleganz durch das übrige plastische Bühnenbild zerstört. So wirkte ein kleiner Rolltisch, auf dem ein Drei-Gänge-Menü serviert wurde, das dann mit dem Teller auf den Knien von den Physikern verzehrt wurde, sehr provisorisch. Aber noch viel mehr stachen die im Raum blank liegenden Rohre ins Auge. Diese waren die einzigen „Möbel“ in dem Salon der Irrenanstalt und riefen Erinnerungen an unheimliche Keller hervor.“ (V. M.)

„Eine sehr beeindruckende Szene war der Schlussauftritt der Physiker. In einer Reihe stehend gaben sie zuerst nacheinander und dann gleichzeitig ihre Lebensläufe wieder. In dem zunehmend chaotischen Stimmengewirr wurde es im Theater dunkel, die Decke bewegte sich bedrohlich, aufgezogene Spielzeugmäuse liefen auf dem Bühnenboden umher. (K. B.)
“Ursprünglich sollte sogar Qualm aus den Rohren dieses immer düsterer werdenden Kerkers dringen: Die Physiker waren in ihr eigenes Gefängnis geflohen. Die Katastrophe ist in vollem Gange.”

„Besonders spannend waren jedoch nicht nur die Hintergrundinformationen zu der Dürrenmatt-Inszenierung, sondern vielmehr auch die zum Theater an sich und zur Erarbeitung eines Stückes. So bekam der Kurs einen Einblick in die Probenabläufe und Zeitpläne der Schauspieler sowie die Verantwortlichkeiten von Intendant, Regisseur und Dramaturg.

Manche Schülerinnen hatten sich auf eine abwechlungsreichere und gelenktere Erarbeitung der Komödie eingestellt, doch letztlich waren alle sehr zufrieden über den Besuch der Koblenzer Theaterdramaturgin.“(V. L.)

„Die anfängliche Verwirrung, die das Stück mit sich brachte, löste sich im Gespräch mit Frau Riecke Schritt für Schritt. Aus Verwirrung wurde Begeisterung für die Genialität der Aufführung, für all das, was zuvor im Hintergrund geschehen ist und was sich die Regisseurin dabei gedacht hat. Dies zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur ein Theaterstück zu sehen, sondern dies zu reflektieren, auszuwerten und zu deuten. Ich glaube, keiner von uns hatte zu große Erwartungen an Frau Riecke und die Stunde mit ihr. Sie übertraf unsere Vorstellungen und bleibt uns damit bestimmt noch lange im Gedächtnis.“ (K. B.)

 



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