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„Latein macht’s möglich: Weihnachten ganz neu erlebt…!“ · 31. Januar 2012

Es sollte eine besondere Advents- und Weihnachtszeit werden, – das jedenfalls war das erklärte Ziel einer außergewöhnlichen Unterrichtsreihe im Leistungskurs Latein der Jahrgangsstufe 11.
Eine Advents- und Weihnachtszeit, die jeder Schülerin einen vertieften persönlichen (Neu-)Zugang zum welterlösenden Geschehen der Weihnachtsbotschaft ermöglichen sollte.

Eine Advents- und Weihnachtszeit, die ganz von der persönlichen Gestaltung eines eigenen Büchleins geprägt sein sollte, das jede Schülerin Anfang Dezember als „Rohling“ ausgehändigt bekam und das neben den altvertrauten Texten aus dem Alten Testament auch die einschlägigen Stellen aus dem Lukas-, dem Matthäus- und dem Johannesevangelium enthielt, – natürlich in lateinischer Sprache…!, sodann Auszüge aus den Legenda aurea, Farbdrucke zweier Raffael-Madonnen, die das Herzstück der Dresdner Ausstellung „Himmlischer Glanz“ gewesen waren, und einige der bilderreichsten Advents- und Weihnachtslieder wie „Es kommt ein Schiff geladen“ und das uralte Erzähllied mit sage und schreibe dreiundzwanzig Strophen „Es ist ein Ros entsprungen“ .
Im besten Fall – so wünschte es sich Frau Mering zu Beginn der Unterrichtsreihe – sollte ein Buch entstehen, das in seiner Besitzerin wie eine “Initialzündung” wirkt und diese fortan durch jede Advents- und Weihnachtszeit begleitet.

Dabei wirkte die Tatsache, dass man die altvertrauten Texte vom Reis, das aus der Wurzel entspringt, von Verkündigung, Heimsuchung, Geburt und dem Zug der Könige plötzlich in der lateinischen Sprache vor sich liegen hatte, wie ein „Stolperstein“, an dem man „hängenblieb“ und dadurch für sich selbst Raum schaffte, der vertrauten Botschaft neu zu lauschen.
Und zum Lauschen gab es reichlich (Unterrichts-)Zeit: ausgestattet mit ihrem Buch-Rohling, einer Fülle von Anregungen, eigenen Ideen, Phantasie, Neugier und Entdeckerfreude verliefen die Lateinstunden im stillen persönlichen Dialog mit den Texten, der durch meditativ-weihnachtliche Musik unterstützt wurde.
Für sechs Schülerinnen (und ihre Lehrerin!) war es selbstverständlich, diesen Dialog nach Ferienbeginn, – sozusagen „weihnachtsbegleitend“! -, weiterzuführen und den vielen Platz, den das Büchlein auch enthielt, mit eigenen Erkenntnissen, Gestaltungen, Texten zu füllen.

Im Folgenden sollen einige besondere Ergebnisse dieser ganzheitlichen Arbeit nebst einigen Zitaten aus den angefertigten „Werkstatt-Berichten“ dokumentiert werden:

„Mein Weihnachtsbüchlein. Wie Sie wissen, fiel es mir zunächst ziemlich schwer, mich mit dem Buch auseinanderzusetzen. Als ich mich dann aber dazu aufgerafft hatte, kamen mir mit der Zeit auch die Ideen. … Der Satz „Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter“ z.B. ließ mich überlegen, was Maria seither eigentlich für uns Menschen ist, und mir kam das Lied „Maria, breit den Mantel aus“ in den Sinn, in welchem sie als Schutzherrin dargestellt wird. Daher malte ich sie mit einem großen Mantel, in dem alle Menschen Platz finden und geborgen sein können“.

„Zuerst einmal habe ich mich tiefgründig mit den Evangelientexten beschäftigt, bei denen ich mir dann mit einem Goldstift, den ich fast durchgängig für meine Arbeit in dem Buch genutzt habe, die mir am wichtigsten erscheinenden Stellen oder besonders schönen lateinischen Wörter herausgeschrieben habe.“

„Auf der nächsten Seite habe ich ein Zitat aus dem Text rechts herausgegriffen. Dieses bedeutet für mich sehr viel, weil ich mir bildlich vorgestellt habe, wie es wäre, wenn sich der Geist auch auf mich niederlässt, dass ich dann Stärke und Rat bekomme und dass mir das in manchen Situationen sehr hilfreich sein könnte.“

“Den Text habe ich mit Sternen und Schneeflocken verziert. Bei den Schneeflocken habe ich mir ein Bild vorgestellt: Wenn die Schneeflocken auf deine Haut kommen, dann ziehen sie irgendwann ein. Genauso: Wenn du den Text liest, und ein bisschen Geduld mitbringst, dann prägt er sich irgendwann ein. Und genauso war es bei mir: Ich kannte die Texte schon vorher „an der Oberfläche“, aber jetzt sind sie richtig „in mir angekommen“.“

„Das Buch habe ich von Anfang an als eine Art „Geschenk“ verstanden, weshalb ich mir gedacht habe, es gleich auch so aussehen zu lassen. Einfach richtiges Geschenkpapier aufzukleben, erschien mir als zu lieblos, weshalb ich selbst Geschenkpapier gemalt habe. … Als Farbe benutzte ich Aquarellfarben, – das Gold ist Schlagmetall und die Ränder habe ich mit einem Teelicht angesengt, damit das Papier richtig alt aussieht.“

„Die beiden Rosen in diesem Teil des Buches sind ja eigentlich schon selbsterklärend: Zuerst eine Knospe, dann kommt der Heilige Geist, hier durch die Taube dargestellt, und die Knospe blüht auf und wird zur Rose. Hier hat sich außerdem angeboten, in die Rose noch ein Kleinkind zu malen, also Jesus, der ja daraus hervorgegangen ist.“

„Mir ist aufgefallen, dass die Menschen, die in den Texten des neuen Testamentes von Engeln aufgesucht werden, immer in einer besonderen „verinnerlichten Haltung“ sind: Zacharias hat den Tempel betreten, um eine besonderen religiösen Dienst zu bringen; um nach der Engel-Erscheinung diese innere Haltung zu bewahren, verliert er (bis zur Geburt des Johannes) die Fähigkeit, sich anderen durch Sprache mitzuteilen, und es bleibt ihm nichts anderes übrig, als mit sich und mit Gott im „inneren Dialog“ zu bleiben. Das junge Mädchen Maria wird – zumindest in den vielen bildlichen Darstellungen – häufig als im Gebet oder der Betrachtung vertieft dargestellt. Die Hirten wachen „zwischen Tag und Traum“ stundenlang im Dunkeln bei ihren Herden und sind durch die Finsternis gezwungen, (auch) „nach innen“ zu sehen. Josef sucht der Engel schließlich im Traum auf, – einem Bewusstseinszustand „ohne Grenzen“.“

„Bei den Evangelien habe ich die Textstellen, in denen Gott sich mittels seiner Engel in das „aktuelle“ Geschehen „einmischt“, und die Worte, die er sie sagen lässt, mit einem Goldstift unterstrichen, während ich die Reaktion der Menschen (Zacharias, Maria, die Hirten und Josef) silberfarben unterstrichen habe, um zum Ausdruck zu bringen: das menschliche Leben erhält durch den Kontakt mit dem Göttlichen einen besonderen Glanz. Dabei wird der Mensch selbst zwar nicht „golden“ wie Gott und seine Engel, aber immerhin „silbern“.“

„Das Gedicht von Andrea Schwarz finde ich sehr schön und auch gut umzusetzen. Auf der ersten Seite ist das düstere Bild, das am Anfang des Gedichtes beschrieben ist, zu sehen, auf der zweiten Seite ist der Betrachter sozusagen näher getreten und gerade dabei, ins „kleine schäbige Haus“ zu treten, aus dem ihm das Du im „gelbesten Gelb“ entgegenstrahlt.“

„Bei der intensiven Auseinandersetzung mit den Evangelien nach Lukas und Matthäus ist mir aufgefallen, dass die Engel, die auftreten, den betreffenden Menschen immer damit begrüßen, dass er sich nicht fürchten solle: „Ne timeas, Zacharia“ (Lk.1,13), „Ne timeas, Maria“ (Lk.1,30), „Nolite timere; ecce enim evangelizo vobis gaudium magnum“ (Lk.2,10), „Joseph fili David, noli timere accipere Mariam coniugem tuam“ (Mt.1,20).“

„Alle Menschen, die in den Evangelien von einem Engel „heimgesucht“ worden sind, reagieren ähnlich: Nichts hält sie mehr, sie springen auf, machen sich auf den Weg, brechen (innerlich oder äußerlich) auf: „Egressus est“ (Zacharias bei Lukas), „Exsurgens autem Maria in diebus illis abiit“ (Maria bei Lukas), „Transeamus usque Bethlehem“ (die Hirten bei Lukas), „Exsurgens autem Ioseph a somno fecit, sicut praecepit ei angelus Domini“ (Josef bei Matthäus)

(Anne-Kathrein Mering)

 



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