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"Just five hours by car!" - Großes Brasilien · 9. September 2010

Die Dritte im Bunde unserer Brasilienfahrerinnen ist Christiane Münzel, Abi 2010. Hier ihr Bericht über den Rotary-Austausch mit Brasilien.

Mein Name ist Christiane Münzel und ich gehöre zum Abiturjahrgang 2010 der SMS.
Durch Herrn Meffert bin ich mit dem Rotary Club Westerwald in Kontakt gekommen, wo ich im letzten Jahr eingeladen wurde, an einem Kurzaustausch nach Brasilien teilzunehmen. Und nach dem Abi war es dann endlich so weit: Die Vorbereitungen liefen, die Aufregung stieg und am 19. Mai ging es dann endlich los: Frankfurt – Sao Paulo in 11,5 Stunden. Nervosität riesig, Schlaf ausgeschlossen, dafür ein traumhafter Sonnenaufgang über dem Atlantik!
Als ich dann endlich angekommen war und mich durch die Passkontrolle gekämpft hatte, war ich unheimlich gespannt auf meine Gastfamilie. Aber die Anspannung viel gleich von mir ab, als zwei super gelaunte junge Damen auf mich zukamen und sogleich anfingen, sich mit mir zu unterhalten, als würden wir uns schon ewig kennen. Mit meiner Gastmutter Heloisa und meiner 18-jährigen Gastschwester Isis habe ich mich auf Anhieb blendend verstanden.


São José do Rio Preto, im Vordergrund Capivaras

„So how long do we have to go to your house?“ “To Rio Preto? Oh it’s right next to Sao Paulo. Just 5 hours by car.” – Das war das erste, was ich über Brasilien lernte: die Größenverhältnisse sind einfach nicht vergleichbar mit deutschen. In einem Land, das allein größer ist als ganz Europa, sind 500 Kilometer tatsächlich ein Katzensprung!
Als wir nach der Autobahnfahrt vorbei an bunten Armenvierteln, tropischem Regenwald und riesigen Zuckerrohrfeldern endlich nach São José do Rio Preto kamen und auch die 400.000-Einwohnerstadt mit ihrer palmengesäumten Hauptstraße und ihren etwas veralteten aber dennoch beeindruckenden Hochhäusern durchquert hatten, hatte ich das Gefühl, wir betreten eine andere Welt: Meine Familie lebte in einem Kondominium am Stadtrand, das mit der übrigen Stadt gar nicht zu vergleichen ist. Im Gegensatz zu der etwas dreckigen Innenstadt mit ihren blockweise eng aneinander gebauten und eingemauerten oder –gezäunten Wohnhäusern, ist das Kondominium eine Nachbarschaft, die als gesamtes von einer Mauer umgeben und von Sicherheitskräften bewacht ist. Ein großer Park liegt in der Mitte, außerdem ein Fitnesscenter und ein Spielplatz. Die Häuser sind sehr individuell, jedes passt zu seinem Besitzer. Der Kontrast zeigte sofort: es ist kein Gerücht, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Brasilien wesentlich weiter auseinander geht, als wir es aus europäischen Verhältnissen kennen.


Das Haus meiner Gastfamilie

Zu Hause angekommen (und endlich fertig mit Staunen) lernte ich dann auch meine Austauschpartnerin Flora kennen, die etwas jünger und wesentlich ruhiger als ihre (für Brasilien typische) temperamentvolle aber herzliche Schwester ist.


Flora und ich…

Isis hatte genau wie ich im Winter die Schule beendet und wartete zu der Zeit, als ich in Brasilien war, auf ihren Studienplatz. Und wie bringt man in Brasilien die Zeit besser herum, als bis mittags zu schlafen, sich ein bisschen zu entspannen und die Nacht durchzufeiern?! So nahm Isis mich öfters mit, wenn sie sich abends mit Freunden in einer Bar traf oder auf eine Party ging.
Auch mit Flora versuchte ich, so viel wie möglich zu unternehmen, allerdings geht sie noch zur Schule und hatte deshalb nur am Wochenende Zeit, auszugehen. Was mich sehr erstaunte, als ich ihre Freunde kennenlernte, war ,dass sie im Gegensatz zu Isis Freunden, die alle Englisch wie ihre Muttersprache beherrschten, kaum ein Wort verstanden, wenn ich mit ihnen redete. In Brasilien steht Englisch zwar als Pflichtfach auf dem Stundenplan, wird aber absolut schrecklich unterrichtet. Wer wirklich Englisch lernen will, lässt es sich vom Privatlehrer beibringen. Aber wer es sich leisten kann, nimmt ohnehin an einem Jahresaustausch teil (in Brasilien ist der Rotary-Austausch wesentlich bekannter als hier).


Ein typischer VW do Brasil…

Da meine Gastmutter halbtags arbeitete und Isis ihre Nachmittage mit Vorliebe vor dem Fernseher verbrachte (später fand ich heraus, dass das daran lag, dass man es in der Sonne selbst im anbrechenden Winter nicht lange aushielt), war es ein wahrer Segen für mich, dass ich schon in meiner ersten Woche einige deutsche Austauschschüler kennenlernte, die schon seit fast einem ganzen Jahr in meiner Stadt lebten, und mit denen ich mich auf Anhieb super verstand.


Mit deutschen Austauschschülern.

So bekam ich im Laufe der Zeit einiges vom Leben in Brasilien mit: angefangen von der offenherzigen Art (Brasilianer küssen, drücken und berühren unheimlich gern), über ein paar Brocken Portugiesisch (irgendwann versteht man Dinge wie „não fala brasileiro“, „que linda!“ und „ela é da Alamanha“), ein bisschen vom Tagesablauf natürlich (der Tag fängt eigentlich erst um 1 Uhr nachts an) bis hin zu „typisch Brasilianischem“: Meine Gastfamilie hat nicht nur versucht, mir möglichst viele landestypische Speisen vorzuführen (aus Zuckerrohr kann man tatsächlich nicht nur Schnaps machen und Churros sind mit das Beste, was ich je gegessen habe!), sondern mir auch die hohe Stellung von Karneval und Samba erklärt. Aber natürlich wollten sie mir auch so viel wie möglich vom Land zeigen. So sind wir über ein verlängertes Wochenende in die Berge gefahren. Es ist kaum zu glauben, wie sehr sich die Landschaften innerhalb eines einzigen Landes unterscheiden können!

In Delfinópolis ist alles sehr ländlich, kleine offene Kneipen, in denen den ganzen Tag freundliche, braungebrannte Latinos sitzen, winzige Lebensmittelgeschäfte und schlechte Straßen, alles sehr bunt und lebendig – ich habe mich gleich in diesen Anblick verliebt! Aber das eigentliche Highlight unseres Ausflugs lag außerhalb der Stadt, eine Stunde Fahrt durch das Naturschutzgebiet „Serra da Canastra“, über holprige Straßen aus rotem Sand, bis zu unserem Ziel: den Cachoeiras (Wasserfällen).


Der schönste Teil der Serra de Canastra.

Diese waren nicht nur atemberaubend schön, sondern auch unheimlich kalt, aber ich konnte es mir einfach nicht nehmen lassen, mit dem Freund meiner Gastmutter und dem Freund meiner Austauschpartnerin in einer so wunderschönen Umgebung schwimmen zu gehen. Abgerundet wurde unser Ausflug von einem traditionellen Fest, welches die Farmerfamilien, die in den Bergen leben, an unserem letzten Abend feierten, und zu welchem wir eingeladen wurden – wieder eine Gelegenheit, jede Menge unbekanntes aber sehr gutes Essen, sowie brasilianische Bräuche kennenzulernen.
Es ist mir wirklich schwer gefallen, mich von den neu gefundenen Freunden, vor allem aber von meiner Gastfamilie zu verabschieden, schließlich habe ich sie alle in diesen 5 Wochen sehr lieb gewonnen. Allerdings wurde ich sofort eingeladen, sie so bald wie möglich wieder zu besuchen, ob zu Hause in Rio Preto, oder in Natal, wo Floras und Isis‘ Vater lebt. Und von allen musste ich mich ja doch noch nicht trennen: meine Austauschpartnerin Flora ist gleich mit mir nach Deutschland gekommen. Dafür war der Abschied von ihr 6 Wochen später umso trauriger, für mich und all ihre deutschen Freunde, mit denen sie sich wirklich großartig verstanden hat, und denen sie sehr fehlt.


Mit der Gastfamilie auf einem traditionellen Fest.

Ich freue mich sehr und bin unheimlich dankbar dafür, dass ich eine so einzigartige und wunderbare Erfahrung machen durfte. Heute kann ich es kaum erwarten, wieder nach Brasilien zu reisen, um alle zu besuchen, und um noch mehr Facetten dieses faszinierenden Landes kennenzulernen, und kann jedem, der die Möglichkeit hierzu bekommt, nur empfehlen, sie zu ergreifen!
(Christiane Münzel, Abi 2010)

 



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