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"Mein griechisches Ostern" von Sarah Milles, Abi 09 · 12. Mai 2009

Sarah Milles schickte der Redaktion diese Eindrücke von ihrem Osterfest in Athen. Wir konnten sie überreden, diese Eindrücke, auch wenn sie eher blogartig formuliert sind, zu veröffentlichen, weil wir sie für äußerst spannend und auch interessant hielten! Lesen Sie ihren Bericht am Ende der kommentierten Fotos!


Griechische Ostereier sind traditionell rot und werden am Freitag vor Ostern gefärbt. Viele Griechen fasten an diesem Tag besonders streng, sie essen nur bei Dunkelheit und nicht während dem Tag, manche trinken auch nicht.


Nachts in der Kirche.


Warten auf die erlösenden Worte “Christos anesti!” draußen vor der Kirche – in der Ferne hörte man das Meer rauschen.


“Christos anesti” (Man beachte die formschönen Zementsäcke, die als Sitzgelegenheit dienten. Rechts die Autorin! (Anm. d. Red.)


Griechische Ostern bedeutet auch, wenn die Kirche ein Ort für Urlaub ist.

Sarah schreibt:
“Zunächst ein paar allgemeine Bemerkungen zur Kirche in Griechenland:
Die Kirchen sind immer sehr klein, auch die in Athen. Aber es gibt sehr viele, die trotzdem immer völlig übervölkert sind. Die Leute stehen in und draußen vor der Kirche (es gibt Lautsprecher). Jede Kirche hat so eine Art Vorraum, dort ist immer ein Platz mit Sand gefüllt, in den Bienenwachskerzen gesteckt werden, das macht eigentlich jeder.
Pünktlichkeit ist in der orthodoxen Kirche nicht so wichtig, denn die Messen dauern mehrere Stunden. Fängt die Kirche also um sieben Uhr an, kommt man vielleicht um halb neun und geht um zehn wieder (deshalb übernehme ich auch keine Garantier für Vollständigkeit meines Berichtes). Dadurch ist es in der Kirche (was aber auch durch die Menschenmassen bedingt ist) nicht wirklich ruhig – und es klingen ständig Handys…
Die Luft ist immer voller Weihrauch, ziemlich intensiv. Also allergisch darauf sein darf man auf keinen Fall. Dazu kommt noch, dass so viele Kerzen in der Kirche brennen, sämtlich Bienenwachskerzen, die zwar toll duften, aber sie machen die Luft schwer.

Sonntag (vor Ostern)
Dieser Sonntag ist der Beginn der „Großen Woche“, das entspricht unserer Kar-Woche. An Palmsonntag gab es in der Kirche einen großen Korb aus denen der Priester Orangenbaumzweige verteilte (an jeden immer eine ganze Hand voll) und man bekam ein kleines Kreuz, das aus einer Faser eines Palmenblattes geflochten ist.

Montag (letztes Abendmahl)
Man geht morgens in die Kirche und der Priester verteilt an alle Anwesenden das „letzte Abendmahl“, an das symbolisch wohl an diesem Tag erinnert wird. Erst gingen alle nach vorne um vom Priester einen Schluck Wein zu bekommen und dann gingen alle nochmal nach vorne um mehrere Stücke Brot zu bekommen. Das Brot ist ein besonderes Fastenbrot, denn die Griechen fasten ja 45 Tage vor Ostern.

Dienstag (Der Verrat des Judas)
Die Kirche war abends völlig abgedunkelt bis auf einige Kerzen in der Kirche. Die Priester haben sich fast nur hinter der Ikonenwand aufgehalten (die steht der Breite nach im letzten Drittel der Kirche, hat einen Eingang in der Mitte und zwei Schiebetüren links und rechts). Auf der rechten Seite standen 4 oder 5 Männer, die die ganze Zeit gesungen haben, es klang wirklich toll. Überhaupt habe ich in der griechisch-orthodoxen Kirche noch nie jemanden mit Amt normal sprechen hören, es ist immer ein Singsang, aber irgendwie orientalischer als das, was ich kannte. Die Musik ist immer sehr schön und a-cappella, denn eine Orgel gibt es in den kleinen Kirchen nicht.
Gleichzeitig bekommen die Gläubigen an diesem Abend das Versprechen von Gott, dass er ihre Gebete erhören wird. Dazu knien sie sich aber nicht nur einfach hin, sondern viele haben sich mehr oder weniger der Länge nach auf den Boden gelegt. Die meisten machen das dreimal (wie fast alles dreimal gemacht wird, auch bekreuzigen – vielleicht eine Anspielung an die Dreifaltigkeit ?) .

Mittwoch (Ölung)
Das war wirklich etwas Eindrucksvolles: In der Kirche zeichnete der Priester mit warmen Öl (das toll duftete) ein Kreuz auf Stirn (klare Gedanken), Wangen (Gesundheit), Kinn (die rechten Worte) und Handinnen- und -außenflächen (das richtige Handeln).
Mir wurde dann erklärt, dass das Öl in einer Nacht in Konstantinopel (will heißen: Istanbul, aber die Griechen weigern sich irgendwie, das als Stadt der Türken anzuerkennen) hergestellt wurde, aus 40 (oder so) Pflanzen, während besondere Bibelstellen, Hymnen usw. gesungen wurden, hergestellt wurde und dann an alle griechisch-orthodoxen Kirchen verteilt wird.

Donnerstag (Kreuzigung)
Endlich wurde meine Frage geklärt: Wo ist eigentlich das Kreuz? Naja logisch, noch war Jesus nicht gekreuzigt. An diesem Abend wurde die Kirche wieder nach und nach verdunkelt, bis nur noch Kerzen in den Händen der Gemeinde brannten und einige in der Kirche. Dann öffnete sich die linke Seitenschiebetür und eine Art Prozession trat heraus. Der Priester trug das Kreuz mit dem Leib Jesu daran, es war geschmückt mit einem Dornenkranz und drei Kerzen an Kopf und Händen. Der Gesang dazu hat mir wirklich Gänsehaut bereitet… wirklich traurig. Das Kreuz wurde dreimal durch die Kirche getragen und die Gemeinde drehte sich immer in Richtung des Kreuzes und bekreuzigten sich (dreimal), wenn es an ihnen vorbeizog. Schließlich wurde das Kreuz vorne aufgestellt und das klang wirklich wie Hammerschläge. Anschließend gingen alle nach vorne, küssten das Kreuz und viele legten Blumenkränze ab oder brachten neue Kerzen für auf das Kreuz, die dann alle paar Minuten gewechselt wurden.
Am Ende des Gottesdienstes blieben nur einige Frauen, die einen Schrein für den kommenden Tag vorbereiteten, den sie mit Blumen schmückten. Das Grab.

Freitag (Jesus wird vom Kreuz genommen und zu Grabe getragen)
Morgens wurde der Leib Jesu vom Kreuz heruntergenommen und nur das Kreuz blieb stehen. Der Körper wurde in Tücher eingewickelt. Anschließend ging der Priester mit einer Platte, auf der einige Blumen lagen (was genau noch darauf war, konnte ich nicht erkennen, ich glaube ein Ikonenbild von Jesus) dreimal durch die Kirche. Vorher wurden Blütenblätter in die Hände verteilt, einige hatten auch Körbe voll mit Blütenblättern. Diese Blüten wurden dann durch die ganze Kirche auf diese Platte geworfen, sozusagen als Grabbeigaben. Es war unheimlich toll, ein Blütenregen in der Kirche.
Abends ging es erneut zur Kirche, in einer Kerzenprozession wurde der Schrein durch das Dorf getragen.

Samstag/Sonntag (Auferstehung)
Morgens findet eine Kommunion in der Kirche statt, das ist aber soweit ich das verstanden habe nichts besonderes österliches, sondern normal.
Abends geht man schließlich in die Kirche (und ganz wichtig: nimmt seine Osterkerze mit! Bei der Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt, ich habe von der Steinschleuderkerze bis zur Kerze mit Perlen oder Kompass alles gesehen), wir waren in der sehr kleinen, aber schönen, Kirche oben auf dem Berg (dort war die Messe auch schon um 10 und dauerte nur bis 11 Uhr abends). In der Kirche wird gesungen, nach und nach wird alles verdunkelt. Dann ist es plötzlich sehr still gewesen, die Kinder waren ganz hibbelig und haben sich vorne gesammelt. Der Priester kam heraus, eine Kerze in der Hand (die Flamme wird per Flugzeug aus Jerusalem in alle Kirchen verteilt) und alle Kinder stürmten nach vorne um ihre Osterkerze als erstes anzünden zu lassen (Chaos ist ein griechisches Wort…) In einer Art Prozession folgen alle dem Priester nach draußen vor die Kirche, nachdem sie ihre Kerze auch angezündet haben. Draußen wird wieder gesungen, bis der erlösende Ruf des Priesters kommt: „Christos Anesti!“ Die Gemeinde stimmt ein Lied an, das immer genau diese Worte (z.dt. Christus ist auferstanden) wiederholt, alle umarmen und küssen sich und wünschen sich Christos Anesti. Eine wirklich fabelhaft tolle Stimmung! Kinder zünden Feuerwerk und die Kerzen werden bewacht, dass sie auch ja nicht ausgehen, bis man zu Hause ist, denn das bringt Glück. Um ganz sicher zu gehen, haben die meisten Familien eine windgeschützte Laterne mitgebracht (auch wir ;) ) um das Osterlicht sicher zu verpacken.

Wieder zu Hause gibt es dann das traditionelle Osteressen: Empfehlen kann ich die vielen verschiedenen Käsesorten, die Ostereier (die traditionell rot sind und mit denen Wettkämpfe ausgetragen werden, welches zuerst bricht), jede Form von Gebäck und alle Salate. Ich empfehle nicht: Kurokazi. Das ist eine Suppe mit Gemüse und Schafsinnereien (nicht lecker). Aber ich habe probiert! Vielleicht schmeckt es besser, wenn man nicht weiß aus was es gemacht ist? Jedenfalls ist das das wichtigste für alle Griechen die gefastet haben, alle sind verrückt nach Kurokazi.

Sonntag
Das Motto des Tages: Alles essen, was man während der Fastenzeit nicht essen konnte. An erster Stelle: Ein gegrilltes Lamm. Sehr zu empfehlen (nur das gegrillte Kurokazi nicht). Dazu gibt es Käse, Tsatsiki, Salat, Brot, Eier, Kartoffeln (die hier mehr gegessen werden als in Deutschland), leckere Würstchen und alles was man sich vorstellen kann.
Als ich morgens aus dem Haus kam, roch es stark nach Waldbrand und ich dachte: „Uih, wie neblig heute.“ Bei genauerem Hinsehen und Hinriechen erkannte ich: Oh, morgens um neun braten die Lämmer schon in allen Gärten, am Strand, im Park…

Aber interessant und auch lecker war dieses Ostern!

Grüße aus Athen, Sarah Milles

 



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